Trübe Regentage

"Klopf klopf." Eine Kinderstimme an der Tür. Leise gingen Schritte durch den Flur und öffneten. Ich legte die Hand an die kalte Klinke. Sie bewegte sich unter meinen Fingern.
Es regnete stark draußen. So stark wie seit Tagen nicht mehr. Man könnte fast von einer Art Sinnflut sprechen. In Fäden fiel der Regen und schlug in großen harten Tropfen auf die Straßen. Weiter am Horizont wurde der Himmerl noch dunkler. Ferner Donner war zu hören. Und es war bitter kalt. Vielleicht würde es bald Schnee geben?
Der Wind zog heulend um die nächste Straßenecke. Ich fröstelte und meine Stimme klang ein wenig rau, als ich mich räusperte.
Die Tür schwang auf. "Wer bist du?" Das Mädchen und der Bewohner sahen sich an. Sie trug Stiefel und ein Kleid. Darüber ein zerschlissener Mantel. Ihre dunklen Locken waren nass und platt vom Regen. In der Hand hielt sie eine Puppe. Ihre Kleidung war der Witterung kein bisschen angepasst.
"Amy und du?" Das Kind zitterte vor Kälte und der Bewohner verschränkte die Arme. Auch ihm war kalt, obwohl er einen Kaschmirpulli und dicke weiche Hosen trug.
"Leila. Was machst du denn hier?" Meine Augen blickten die andere freundlich an. "Mir ist kalt und ich habe Hunger. So schrecklichen Hunger."
Mir war klar, was jetzt kam, als ich den Ausdruck in ihren Augen sah.
"Verschwinde Kind. Ich habe nichts für dich!" Es tat mir weh. Diese Behandelung. Diese Worte.
Dann fiel die Tür ins Schloss. Ich sah das Holz an. Hatte ich richtig gehandelt?
Dann griff ich meine Puppe fester und ging wieder in den kalten Regen hinaus.
War es meine Schuld, dass alle mich von sich stießen? Meine Stiefel sogen sich mit Wasser voll.

"Immer diese Regentage, was Mai?", sagte ich zu meiner Puppe und schirtt weiter auf der Suche nach einer anderen Haustür, wo ich um Essen betteln konnte.