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Für Angehörige: Aktives Zuhören ist wichtig!

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Beitrag  Rai Mi 4 Feb - 0:02:39

Eine sehr wichtige Eigenschaft: Das Zuhören

Eine kleine Anleitung für Angehörige

Eine der wichtigsten Fähigkeiten des Menschen ist das Zuhören. Das Ohr ist das erste entwickelte Organ in der Entwicklung eines Menschen und dennoch nehmen wir uns oft nicht die Zeit es wirklich zu nutzen. Setzen Sie sich manchmal einfach nur irgendwo hin und hören sie... sie werden sehen, Sie kommen auf ganz andere Ansichten über sich und die Umwelt, sie werden Ihre Umwelt besser verstehen, Sie werden sich ihr selbst näher fühlen.

Auch im Miteinander brauchen wir Menschen die uns zuhören können wenn wir erzählen. Menschen die wirklich nur zuhören und nicht dem Irrglauben verhaftet sind, dass sie dadurch helfen von eigenen ähnlichen Geschichten zu erzählen, als würde die ganze Situation damit leichter zu ertragen sein. Nein, wir brauchen Menschen, die uneingeschränkt für die Erzählung, mit all Ihrem Schmerz, der Angst, Wut oder Enttäuschung und für den Menschen der gerade erzählt da sein können. Menschen die zuhören wollen, Erlebtes in der Wahrnehmung des Betroffenen teilen wollen, anstatt mit der Suche nach Taschentüchern, oder Mutmachenden Sprüchen wie „das wird schon wieder...“, „da hast du doch noch mal Glück gehabt“, „man muss immer nach vorne schauen...“, von der eigentlichen Erzählung ablenken. Hören Sie die Betroffenheit die mit der Erzählung verbunden ist und sind Sie einfach da. Nur so wird sich Belastung reduzieren können. Wie heißt es: geteilte Sorgen - halbe Sorgen...- aber auch nur, wenn der Andere spürt, dass Sie emotional verstehen möchten was er ihnen erzählt.
Dabei geht es nicht darum verstehen zu wollen, warum, was oder wie jemand etwas wahrnimmt. Sie brauchen keine Erklärungen um verstehen zu können. Sie brauchen auch keine durchdachten, analysierten Angaben. Der, der erzählt wird genau wissen, was für ihn wichtig ist zu erzählen, und er braucht dringend einen wertfreien Raum, sonst wird er gleich aufhören sich Ihnen zu öffnen. Ein stiller Moment in Verbundenheit kann heilender sein als viel Worte.

Für Menschen die etwas erzählen wollen, ob nun schwerst traumatisiert, oder kurzeitig belastet (und das kann in jeder angespannten Familien- oder Arbeitsituation auftreten) ist es wichtig Selbstwert und Selbstwirksamkeit zu erleben. Lassen Sie dem anderen die Kontrolle über das Sprechen, während Sie Zuhören. Die Kontrollverlust hat auch in der traumatischen Situation stattgefunden. Ein traumatisierter Mensch braucht die Möglichkeit überschaubare, selbst gewählte, kleine Schritte gehen zu können, im Gespräch, wie im Alltag. Er würde sich wahrscheinlich eher von einem Gespräch mit Ihnen zurückziehen, wenn er das Gefühl hat dies könnte ihn über seine eigenen Kontrollmöglichkeiten hinaus belasten. Selbstwirksamkeit im Gespräch heißt für ihn, zu erleben wie er seine Erinnerungen im Gespräch in den Griff bekommt. Sie hören dabei nur zu und teilen Ihre Zeit mit seiner inneren Wahrnehmung.

Lassen Sie dem anderen seine Wahrnehmung, seine Einschätzungen und Wertevorstellungen. Eine Diskussion über unterschiedliche Weltbilder gehört nicht in den Aufarbeitungsprozess einer traumatischen Belastung. Dies kann Thema eines anderen Gesprächshintergrundes, und wahrscheinlich eines anderen Zeitpunktes sein, und hat hoffentlich selbst dann immer noch genügend Raum für verschiedenartige Positionen.

Drängen Sie nicht darauf, Antworten auf Ihre Fragen zu bekommen, wichtiger ist der Betroffene findet zu seiner inneren Ordnung, statt die Ihre zu suchen. Lassen Sie es gut sein, wenn der andere sich anderen Themen widmen möchte, lachen sie wieder miteinander, und schließen Sie an Ressourcen an, wie Fähigkeiten oder Vorlieben, unterstützen Sie bei einer guten äußeren Struktur, ohne aufdringlich zu sein, und ohne dem anderen alle Kompetenzen abzunehmen. Unterstützung um Selbstwirksamkeit und Selbstwert zu fördern, in der Organisation sowie in kleinen Ereignissen des täglichen Handlungsablaufes, aber auch bei einer Orientierung im sozialen Netz, beim Aufbau von Kontinuität und Perspektive, ist mit das Beste was Sie tun können. Die Erfahrung von sozialer Zugehörigkeit in der Familie und dem Freundeskreis und einem verlässlichen und verbundenem Miteinander sind wirksame, wenn auch nicht immer vorhandene und daher nutzbare Faktoren.

Traumatisierte Menschen sind nicht nur Opfer sondern auch Überlebende.
Traumatische Belastungsreaktionen sind normale Reaktionen auf ein unnormales Ereignis.
Astrid Saragosa Weilheim, Im Januar 2006

Quelle:http://www.trauma-institut.com/
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Aktives Zuhören ist wichtig

Diese oben beschriebene Tätigkeit nennt man unter anderem auch, dass aktive Zuhören. In den Lehren von Kommunikation (z.Bsp. Kauffrau für Bürokommunikation) lernt man schon bei eher unwichtigen Dingen, wie ein Verkaufsgespräch, sich ganz auf den Gesprächspartner einzulassen, genau zu verstehen, welche Wünsche und welche bedürfnisse er hat.

Den inneren Zustand des Gesprächspartners, seine Bedürfnisse, Gefühle, Empfindungen und Gedanken können wir nur indirekt erfahren: er wird vom Gesprächspartner verschlüsselt, er teilt sich dem Zuhörer über die sprachlichen und nicht-sprachlichen Äußerungen (Körpersprache) mit. Will der Zuhörer an der Erlebniswelt des Gesprächspartners teilhaben, so muß er dessen Botschaften entschlüsseln.

Aktives Zuhören in der Kommunikation mit dem Gesprächspartner:

• hilft dem Gesprächspartner bei der Klärung und Verarbeitung eigener Empfindungen. Er wird eigene
negative Empfindungen weniger fürchten, wenn er erfährt, dass der Zuhörer sie ebenfalls akzeptiert.

• verbessert und vertieft die Beziehung zwischen Zuhörer und Gesprächspartner durch das Gefühl:
"Der Zuhörer versteht mich, ich kann ihm vertrauen", es schafft die Basis für Mitteilung eigener
Gedanken, Ideen, Wünsche, für indirekte Einflussmöglichkeiten des Beraters.

• erlaubt dem Gesprächspartner die Klärung eigener Probleme und schafft somit die Voraussetzung
für psychische Reifung, größere Selbständigkeit und Unabhängigkeit.

Was ist vom Zuhörer bei der Anwendung des aktiven Zuhörens zu beachten?
Die Methode des Aktiven Zuhörens ist kein Trick, kein mechanisches Werkzeug. Ohne eine echte annehmende Einstellung, die den Gesprächspartner als selbständige Person mit eigenen Problemen und dem Recht, selbst Erfahrungen zu machen, akzeptiert, werden Zuhörer keine längerfristigen Erfolge haben. Das erfordert oftmals eigene Veränderungen des Zuhörers, was sehr schwer fällt und Zeit braucht.

Aktives Zuhören ist eine Methode, den Gesprächspartner dahin zu bringen, dass er selbst Lösungen für seine eigenen Probleme finden kann, das heißt:

• nicht die Problemeigentümerschaft übernehmen.
• nicht Ratschläge, Argumente, Meinungen, Tröstungen, Ablenkungen usw. geben.

Gefahr:
• Ungeduld: Ein Gespräch muss nicht immer sofortige Lösungen haben (Langzeitwirkung)
Missbrauch: Aktives Zuhören wird benutzt, um eigene Ansichten zu unterschieben, zu manipulieren.
• Tür öffnen und dann zuschlagen: Zunächst durch aktives Zuhören eine vertrauensvolle Atmosphäre
schaffen und die offenen Mitteilungen dann gegen den Gesprächspartner verwenden.

Etwas was ebenso erwähnungswert ist, ist, dass nicht jeder sich selbst zu zurückstellen kann und mit Problemen anderer klar kommen kann. Manche Dinge werden zu schnell auf sich selbst bezogen oder man empfindet Mitleid oder Angst um die Person, die sich dir anvertraut und manchmal kann es dann passieren, dass eigentlich fremde Probleme zu eigenen werden. Das hängt u.a. auch von der eigenen Belastbarkeit ab.

Ich-Botschaften

Im Umgang mit dem Gesprächspartner ergeben sich für den Zuhörer häufig Situationen, in denen er sich durch den Gesprächspartner enttäuscht fühlt, geängstigt, vor den Kopf gestoßen, verletzt. Er kann das Verhalten des Gesprächspartners nicht annehmen. Er steht vor einem Problem, das er grundsätzlich auf drei Arten lösen kann.

Er kann
• die Umwelt ändern,
• sich ändern,
• den Gesprächspartner ändern (bzw. seine Einstellung und sein Verhalten).

Ich-Botschaften sind Botschaften, in denen der Zuhörer seine Gefühle und Empfindungen, das was er denkt, mitteilt. Er öffnet sich durch sie, er teilt durch sie mit: "Ich bin jemand, der enttäuscht, verärgert werden kann, der verletzbar ist, der in Verlegenheit gebracht werden kann".

Ein Beispiel:
Zuhörer 1 ist verärgert und gibt die (verschlüsselte) Botschaft: "Du Dummkopf". Der Gesprächspartner entschlüsselt: "Ich bin zu nichts nutz."

Zuhörer 2 ist verärgert und gibt eine unverschlüsselte Ich-Botschaft: "Ich ärgere mich darüber, wenn du ..."
Der Gesprächspartner versteht sofort: "Wenn ich ..., dann ärgert er sich"


Normalerweise führt in einer Konfliktsituation die Konfrontation der Interessen Zuhörer - Gesprächspartner zu einer Verschärfung des Konflikts. Wir wissen: Ein Wort gibt das andere. Ich-Botschaften-senden bedeutet hingegen einen Weg, die Situation zu entspannen. Sie wird also sowohl für den Zuhörer als auch für den Gesprächspartner weniger bedrohlich. Nachgeben und Einlenken wird leichter (Deeskalation).

• Ich-Botschaften machen deutlich: Der Zuhörer ist ein Mensch mit Empfindungen, mit Stärken und Schwächen und nicht ein Halbgott, der über den Dingen steht. Dadurch wird aus einer hierarchisch-autoritären eine partnerschaftliche Beziehung.

• Ich-Botschaften legen die Verantwortung für das weitere Handeln in die Hände des Gesprächspartners. Z.B. sagt der Zuhörer: "Ich bin enttäuscht, dass du mich belogen hast. Irgendwie hat mich das entmutigt." Dem Gesprächspartner steht es nun frei, weiterhin so zu wirken. Das ist aber nicht wahrscheinlich, denn ohne Grund will er seinen Zuhörer nicht ärgern, vor den Kopf stoßen oder gar verletzen.

Ich-Botschaften des einen Menschen in einer Beziehung fördern Ich-Botschaften des anderen. Dadurch entsteht eine Atmosphäre der Offenheit und Vertrautheit. Das wird sowohl vom Zuhörer als auch vom Gesprächspartner einfach als schön empfunden. Deshalb sind Ich-Botschaften so effektiv.

All das sollte bei einem Gespräch, das für wenigstens eine Person wichtig ist beachtet werden. Ich finde das aktive Zuhören eine wahnsinnig wichtige Eigenschaft. Es gibt viele Personen, die einander vorbeireden oder die in ihrer Kommunikation zu schnell von einem Thema auf das nächste springen. Für ein offenes und wichtiges Gespräch sollte man sich immer Zeit nehmen und ebenso vllt. einmal hinter den, vielleicht für einen verletzenden, Äußerungen blicken. Generell ist es für den Anfang jedoch immer besser, sich einer fremden Person anzuvertrauen. Eine Person, die nicht im Bezug mit dem eigentlichen Problem steht. Denn diese Person wird die Erläuterung des Problems auf jeden Fall zu schnell auf sich beziehen. Abschließend noch ein kleines Zitat.

Das beste Mittel, sich kennen zu lernen,
ist der Versuch, andere zu verstehen.


André Gide
... und umgekehrt!

R.K.
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Wendet ihr das aktive Zuhören bereits an?
Seid ihr ein Typ, der eigene Interessen zurückstellen kann?
Ist es euch selbst wichtig, jemanden zu haben, den ihr euch anvertrauen könnt?

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